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Strahlfäule beim Pferd: Die schleichende Gefahr für Pferdehufe

Strahlfäule ist eine Erkrankung, die fast jeder Pferdehalter im Laufe seiner Zeit mit Pferden mindestens einmal erlebt. Bei dieser primär bakteriellen Infektion wird das Gewebe im mittleren Strahlbereich des Hufs angegriffen und zersetzt. Unbehandelt kann sich die Strahlfäule weiter auf die seitlichen Strahlfurchen und in schweren Fällen auf die feste Hornsubstanz der Sohle und Hufwände ausbreiten. Die Zersetzungsprozesse führen zu tiefen Taschen und Rissen im Huf, die einen idealen Nährboden für Bakterien bieten.


Ursachen der Strahlfäule


Strahlfäule beim Pferd erkennen und behandeln
Strahlfäule beim Pferd ist häufig eine unterschätze Lahmheitsursache!

Verantwortlich für Strahlfäule sind häufig Fäulniserreger wie Fusobacterium necrophorum, ein Bakterium, das in den Ausscheidungen des Pferdes vorkommt und nahezu überall in der Umwelt verbreitet ist. Besonders bei unzureichender Huf- und Stallhygiene können diese Bakterien leicht Fuß fassen. Oft wird Strahlfäule erst erkannt, wenn der charakteristische faulige Geruch auftritt. Im fortgeschrittenen Stadium löst sich das Hufhorn in Fetzen ab, es wird weich und porös. Tiefe, faulig riechende Bereiche sowie Schwellungen sind sichtbare Anzeichen der Erkrankung. Wenn die weichen Ballen betroffen sind, kann es zu Entzündungen der Saumlederhaut und zur Bildung von Fäulnisringen kommen, die später als schnurartige Linien auf der äußeren Hornwand sichtbar sind. Diese Ringe geben Hinweise darauf, wann die Strahlfäule begonnen hat.


Die Ursachen von Strahlfäule sind vielfältig und umfassen mangelnde Hufpflege, schlechte Stallhygiene, feuchte Böden und sogar Stoffwechselstörungen. Besonders in den nasskalten Monaten treten vermehrt Fälle auf, da die Kombination aus feuchten, dreckigen Böden und unzureichender Reinigung ideale Bedingungen für Fäulnisbakterien schafft.


Zwar ist Feuchtigkeit allein nicht die Hauptursache für Strahlfäule, doch in Verbindung mit schlechter Hygiene begünstigt sie die Ansiedlung von Bakterien. In Ställen mit schlechter Boxenhygiene und Ammoniakbelastung zersetzen Bakterien Kot und Urin und setzen schädliche Gase frei. Diese greifen das Hufhorn an, verursachen Risse und schaffen neue Eintrittspforten für weitere Bakterien


Anatomische Risikofaktoren: Zwanghufe und Hufbalance


Eine häufig übersehene Ursache für Strahlfäule sind Durchblutungsstörungen, die durch eine unzureichende Hufbalance entstehen. Pferde, die zu Zwanghufen neigen – bei denen die Trachtenwände zu eng sind und den Strahl zusammenpressen – haben ein erhöhtes Risiko, an Strahlfäule zu erkranken. Diese Enge führt zu tiefen, schmalen Strahlfurchen, die einen idealen Nährboden für Fäulnisbakterien bieten. Darüber hinaus können auch fehlerhaft bearbeitete Eckstreben unphysiologischen Druck auf das Strahlkissen ausüben, was ebenfalls das Risiko für Strahlfäule erhöht.


Fehler in der Hufbearbeitung oder zu lange Bearbeitungsintervalle können die Situation verschärfen. Eine korrekte und Hufbearbeitung ist daher essenziell, um Strahlfäule vorzubeugen.


Bewegung fördert gesunde Hufe


Blutzirkulation, Nährstofftransport und Lymphsystem sind stark von der Bewegung des Pferdes abhängig. Ob es den „Hufmechanismus“ im klassischen Sinne gibt, sei dahingestellt, doch fest steht: Durch regelmäßige Druckimpulse auf den Huf, insbesondere das Strahlpolster, wird der Organismus aktiviert, den Stoffwechsel anzuregen, den Lymphfluss zu fördern und den Abtransport von Abfallprodukten zu beschleunigen. Gleichzeitig wird das Gewebe besser durchblutet und mit Nährstoffen versorgt.


Auch die Hornproduktion wird maßgeblich durch äußere Reize, wie die vom Boden ausgehenden Druckimpulse, beeinflusst. Lange Stehzeiten hingegen wirken sich negativ auf die Hufqualität aus. Sie vermindern die Durchblutung und die Osmoserate im Gewebe, was zu einer minderwertigen Huf- und Hornqualität führt. Steht das Pferd zusätzlich auf schmutziger Einstreu, fördert das die Bildung von Ammoniak, was das Hufhorn angreift und die Anfälligkeit für Fäulnis erhöht.


Stoffwechsel und Fütterung


Wie bei vielen anderen Huferkrankungen, etwa Hufrehe oder Hufkrebs, kann auch Strahlfäule organische Ursachen haben. Häufig resultiert sie aus einer unausgewogenen Futterzusammensetzung oder einer unzureichenden Zufuhr von Vitaminen und Mineralstoffen. Ein Übermaß an Zucker, Kohlenhydraten oder Proteinen sowie Mängel an essenziellen Mikronährstoffen wie Zink, Schwefel und Biotin schwächen das Hufhorn erheblich. Am besten gelingt dies durch die Gabe eines hochwertigen Mineralfutters, das den Nährstoffbedarf Ihres Pferdes vollständig abdeckt.


Um Strahlfäule vorzubeugen, ist eine gezielte, ausgewogene Fütterung, die den Nährstoffbedarf des Pferdes optimal deckt, unerlässlich. Bei Pferden, die an Strahlfäule leiden, ist daher eine langfristige Optimierung der Ernährung oft ratsam.



Behandlung von Strahlfäule


Die Behandlung von Strahlfäule erfordert eine umfassende Herangehensweise. Zunächst sollte die Hufbearbeitung überprüft und gegebenenfalls angepasst werden, um die Hufbalance zu verbessern.


Hier sind die wichtigsten Schritte zur Behandlung:

  1. Hufbearbeitung: Zuerst sollte der betroffene Huf von einem kompetenten Hufbearbeiter bearbeitet und das faulige Horn am Strahl entfernt werden. Dabei ist Vorsicht geboten, um Blutungen und Verletzungen zu vermeiden. Wichtig ist hier, auf kurze Bearbeitungsabstände zu achten.

  2. Reinigung und Behandlung: Die betroffenen Bereiche werden mit milden desinfizierenden Spüllösung behandelt, um Bakterien zu bekämpfen. Lassen Sie die Lösung ein bis zwei Minuten einwirken und trocknen. Anschließend geben Sie ein fettfreies Hydrogel in die Strahlfurche, um die Wundheilung zu fördern.

  3. Tamponierung: Bei tiefen Strahlfurchen kann die Verwendung von Mulltupfer oder Mullbinden zur Tamponierung helfen, die durch leichten Druck die Hornbildung anzuregen und Neuinfektionen zu verhindern. Anschließend kann die Tamponade mit einer Hufpaste fixiert werden. Wiederholen Sie diesen Vorgang so lange, bis die Strahlfäule verschwunden ist.

  4. Hufverband: In schweren Fällen kann es notwendig sein, den Huf mit einem Verband zu schützen und die Feuchtigkeit im Bereich zu regulieren.


Was bei der Strahlfäulebehandlung zu vermeiden ist


Vermeiden Sie bei der Behandlung von Strahlfäule aggressive und ätzende Mittel wie Jodoformäther, Kupfersulfat oder Essigsäure. Diese können den Huf austrocknen und Risse verursachen, die das eindringen von Bakterien zusätzlich begünstigen. Auch Hufteer ist nicht zu empfehlen, da er den Sauerstoffaustausch blockiert und das Bakterienwachstum fördert. Zusätzlich können diese Mittel empfindlichen und offenliegenden Lederhäute stark reizen und den Heilungsprozess erheblich verzögern oder sogar verhindern. Der Einsatz beim Pferd ist nicht nur schmerzhaft, sondern birgt auch gesundheitliche Risiken, da sie potenziell gefährliche und sogar krebserregende Stoffe enthalten. Es besteht dasher immer die Gefahr, dass die Probleme am Huf durch die Verwendung verschlimmert werden.


Ebenso sollten Sie von vermeintlichen "Hausmittelchen" wie Mundwasser, Zahnpasta, Wasserstoffperoxid oder Spiritus Abstand nehmen. Diese Produkte sind nicht für den Einsatz am Pferdehuf geeignet und können mehr Schaden anrichten als helfen.


Fazit


Strahlfäule ist eine schleichende, aber gefährliche Erkrankung, die ernsthafte Schäden an den Hufen verursachen kann, wenn sie nicht rechtzeitig erkannt und behandelt wird. Eine sorgfältige Hufpflege, saubere Haltungsbedingungen und eine ausgewogene Fütterung sind die Schlüssel zur Vorbeugung von Strahlfäule. Bei den ersten Anzeichen sollten Sie schnell handeln und einen erfahrenen Hufbearbeiter oder Therapeuten hinzuziehen.

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