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Erste Hilfe bei Hufrehe: Schnelles Handeln ist entscheidend!

Hufrehe ist eine ernste und schmerzhafte Erkrankung, bei der schnelles Handeln von größter Bedeutung ist. Selbst leichte Formen können ohne angemessene Behandlung schnell zu einer lebensbedrohlichen Situation führen.


Hufrehe beim Pferd Erste Hilfe Maßnahmen
Erste Hilfe bei Hufrehe

Es gibt kein einzelnes Medikament, das Hufrehe vollständig stoppen kann. Häufig kommen jedoch entzündungshemmende und schmerzstillende Mittel zum Einsatz, um die Beschwerden zu lindern. Doch Vorsicht - diese Medikamente können die Schmerzen unterdrücken, ohne das Fortschreiten der Hufrehe zu verhindern. Daher sind zusätzliche Maßnahmen notwendig, um den Hufbeinträger zu entlasten und die mechanische Belastung zu reduzieren.


Hier erfahren Sie, welche Schritte im Notfall für Ihr Pferd wichtig sind.


1. Rufen Sie sofort kompetente Hilfe

Wenn Sie den Verdacht auf Hufrehe haben, sollten Sie unverzüglich Ihren Tierarzt oder Tierheilpraktiker benachrichtigen. Gleichzeitig ist es ratsam, auch den Hufbearbeiter zu informieren, da dieser mit den Hufen Ihres Pferdes bestens vertraut ist und wertvolle Unterstützung leisten kann. Eine schnelle Diagnose und gezielte Behandlung sind entscheidend, um schlimmere Folgen zu verhindern.


2. Beheben Sie die Ursache

Die Ursachen der Hufrehe können vielfältig sein – von Überfütterung, Vergiftungen, Koliken bis hin zu Schockzuständen oder Nachgeburtsverhaltungen. Es ist essenziell, den Auslöser zu identifizieren und umgehend zu beheben. Nur durch die Behandlung der zugrunde liegenden Erkrankung lässt sich das Fortschreiten der Hufrehe effektiv aufhalten. Sprechen Sie mit Ihrem Tierarzt über geeignete Medikamente und Maßnahmen, um die primäre Ursache schnell zu bekämpfen.


3. Entlastung des Hufbeinträgers

Eine der effektivsten Maßnahmen ist das Anlegen eines Sohlen-Strahl-Polsters, um den Hufbeinträger zu entlasten. Dabei wird der Strahl- und Sohlenbereich mit weichen Materialien wie Verbandwatte, Schafwolle oder speziellen Polsterkompressen unterlegt, um den Tragrand zu entlasten. Dies führt oft zu einer spürbaren Schmerzlinderung. Achten Sie darauf, dass der Bereich der Sohle vor der Strahlspitze frei von Polsterung bleibt, falls keine sofortige Besserung eintritt. Hier finden Sie eine Anleitung zur Anlage eines Sohlen-Strahl-Polsters beim Pferd.


4. Schaffen Sie einen Ruheraum

Zu viel Bewegung ist tabu, um den erkrankten Hufbeinträger nicht weiter zu belasten. Richten Sie einen Ruheraum für Ihr Pferd ein, der weichen Bodenbelag wie Sand oder dicke Einstreu aufweist. Das Pferd sollte sich möglichst wenig bewegen und die Möglichkeit haben, sich häufig hinzulegen. Die genaue Gestaltung des Ruheraums hängt von der üblichen Haltungsform des Pferdes ab, sei es Box, Offenstall oder Weide. Wichtig ist, dass das Pferd in Ruhe erholen kann und nicht von anderen Pferden "belästigt" wird, um weitere Schäden am Huf zu vermeiden.


Weitere mögliche Maßnahmen zur Unterstützung


Blutegeltherapie (Hirudotherapie)

Die Blutegeltherapie hat sich als äußerst wirksam bei der Behandlung von Hufrehe erwiesen. Studien zeigen, dass sie in 84 % der Fälle eine deutliche Verbesserung bewirken kann. Wird die Therapie in den ersten 3 Tagen nach Auftreten der Rehesymptome durchgeführt, steigt die Erfolgsrate auf 100 % (Studie DHG e. V.).


  • Beachten Sie jedoch, dass die Blutegeltherapie seit dem 28.01.2022 streng reglementiert ist. Die Therapie darf nur noch mit einer tierärztlichen Verordnung und Behandlungsanweisung durchgeführt werden. Gemäß § 50 Absatz 2 des Tierarzneimittelgesetzes (TAMG) dürfen andere Personen als Tierärzte Blutegel bei Tieren nur anwenden, wenn diese vom behandelnden Tierarzt verschrieben oder abgegeben wurden und eine tierärztliche Behandlungsanweisung für den jeweiligen Fall vorliegt. Ihr Tierarzt wird Sie umfassend über den genauen Ablauf beraten.


Kühltherapie (Kryotherapie)

Eine kontinuierliche Kühltherapie über 72 Stunden kann die negativen Auswirkungen der Hufrehe erheblich reduzieren. Die Kühlung verlangsamt den Stoffwechsel (hypometabolischer Effekt) und hilft, Entzündungsprozesse zu stoppen. Die besten Ergebnisse werden bei Temperaturen zwischen 0° und 5°C erzielt, wobei das Röhrbein (nicht der Huf selbst) gekühlt wird. Verwenden Sie am besten Eiswasser, das in großen Behältern wie Kryotherapiestiefeln oder Wannen/Wasserbottiche aufbewahrt wird. Das Eis muss immer im Wasser schwimmen und die Eiswürfel dürfen keinen längeren Kontakt zur Haut haben. Handelsübliche Kühlmanschetten sind nicht geeignet und können zu Gewebeschäden führen.


Fazit


Hufrehe ist eine ernsthafte Erkrankung, die schnelles und zielgerichtetes Handeln erfordert. Mit der richtigen Erstversorgung, der Ursachenbekämpfung und dem Einsatz bewährter Therapiemethoden wie der Blutegeltherapie oder der Kühlung können Sie das Fortschreiten der Erkrankung verhindern und Ihrem Pferd helfen, sich zu erholen. Zögern Sie nicht, bei ersten Anzeichen von Hufrehe sofort einen Tierarzt hinzuzuziehen und alle möglichen Maßnahmen zu ergreifen, um das Wohl Ihres Pferdes zu sichern.

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