Arthrose ist beim Menschen eine häufige altersbedingte Verschleißerscheinung – auch Pferde sind davon betroffen. Zunehmend wird diese degenerative Gelenkerkrankung jedoch auch bei jüngeren Tieren diagnostiziert. Arthrose beschreibt den Verschleiß des Gelenkknorpels, der normalerweise als Puffer zwischen den Knochenenden fungiert. Durch eine Störung im System wird die Gelenkfunktion beeinträchtigt, wodurch „Knochen auf Knochen“ reibt. Dieser schmerzhafte Prozess führt zu Bewegungseinschränkungen und ist leider weder beim Menschen noch beim Pferd heilbar. Jedoch können durch frühzeitige Diagnose und gezielte Maßnahmen die Lebensqualität und Beweglichkeit des Pferdes erheblich verbessert werden.
Was ist Arthrose beim Pferd?
Arthrose ist eine degenerative Erkrankung des Bewegungsapparates, bei der der Gelenkknorpel nach und nach abgebaut wird. In einem gesunden Gelenk sorgt die Gelenkflüssigkeit (Synovia) dafür, dass Knorpel und Gelenkkapsel optimal arbeiten. Gerät dieses Gleichgewicht aus den Fugen, verliert der Knorpel seine Schutzfunktion. Ohne ausreichende Dämpfung kommt es zu Entzündungen, die sich auf die Knochen ausbreiten. Der Körper reagiert auf die Belastung mit einer verstärkten Knochenproduktion, was zur Versteifung des Gelenks führen kann.
Ein geschädigtes Gelenk führt bei Pferden oft zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen. Da Pferde versuchen, Schmerzen zu vermeiden, entwickeln sie Schonhaltungen, die wiederum den degenerativen Prozess beschleunigen können. Eine unzureichende Versorgung des verbleibenden Knorpels mit Nährstoffen durch die Gelenkflüssigkeit verstärkt diese negative Entwicklung.
Ursachen der Arthrose bei Pferden
Die Ursachen für Arthrose können vielfältig sein. Neben altersbedingtem Verschleiß gibt es weitere Faktoren, die die Gelenke des Pferdes belasten und zur Entstehung der Krankheit beitragen können. Häufige Ursachen sind:
Falsche Ernährung mit zu viel Protein, Phosphor oder Stärke
Vitamin- und Nährstoffmangel
Übergewicht
Unpassende Hufsituation, mangelhafte Hufpflege oder Strahlfäule
Genetische Veranlagungen und autoimmune Erkrankungen
Fehl- und Überbelastung, besonders in der Wachstumsphase
Verletzungen an Muskeln, Bändern, Sehnen oder Knochen
Hohe körperliche Belastung, vor allem bei Jungpferden, Arbeits- und Turnierpferden
Pferde, die intensiv im Sport oder bei der Arbeit eingesetzt werden, haben ein erhöhtes Risiko, an Arthrose zu erkranken.
Symptome von Arthrose beim Pferd erkennen
Die Symptome von Arthrose entwickeln sich oft schleichend, was die frühzeitige Diagnose erschwert. Anfänglich zeigt sich die Erkrankung durch sogenannte „Anlaufschwierigkeiten“: Pferde bewegen sich nach Ruhephasen steif und unwillig, lahmen leicht und wirken unbeweglich. Nach kurzer Zeit normalisiert sich der Bewegungsablauf. Fortgeschrittene Arthrose führt zu sichtbaren Bewegungseinschränkungen, Lahmheit und geschwollenen Gelenken. In diesem Stadium ist das Reiten oft nicht mehr möglich.
Diagnose der Arthrose beim Pferd
Bei Verdacht auf Arthrose sollte ein Experte hinzugezogen werden. Nach einer gründlichen Anamnese, die potenzielle Risikofaktoren aufdeckt, erfolgt eine Tastuntersuchung der Gelenke, Bänder und Sehnen. Dabei werden Schwellungen oder Flüssigkeitsansammlungen im Gelenk aufgespürt. Um die Diagnose zu sichern, werden bildgebende Verfahren wie Röntgen, Ultraschall oder MRT eingesetzt. Zur genauen Lokalisierung der schmerzhaften Stellen kann zudem eine gezielte Betäubung einzelner Gelenkabschnitte durchgeführt werden.
Arthrose beim Pferd – Was tun nach der Diagnose?
Die Diagnose Arthrose ist keineswegs das Ende für Ihr Pferd. Zwar ist die Erkrankung nicht heilbar, aber mit der richtigen Unterstützung lässt sich das Fortschreiten der Arthrose aufhalten und die Lebensqualität Ihres Pferdes deutlich verbessern. Bereits geschädigter Knorpel lässt sich nicht wiederherstellen, aber der Zustand kann stabilisiert werden. Hier sind einige wichtige Maßnahmen, die Sie ergreifen können:
1. Übergewicht vermeiden
Übergewicht belastet die Gelenke Ihres Pferdes zusätzlich und fördert den Fortschritt der Arthrose. Eine kontrollierte Ernährungsumstellung in Kombination mit angepasster Bewegung hilft, das Gewicht zu reduzieren. So wird der Druck auf die Gelenke verringert und das Wohlbefinden verbessert.
2. Futterergänzungsmittel
Spezielle Futterergänzungsmittel können den Zustand des Pferdes positiv beeinflussen. Bewährte Mittel sind:
Essentielle Fettsäuren (Mikroalgen, Leinsamen, Hanf)
Vitamin C und E
Organischer Schwefel (MSM)
Glucosamin, Grünlippmuschel
Mangan, Selen und Zink
Kräuter wie Teufelskralle, Hagebutte, Ingwer, Mädesüß oder Weihrauch unterstützen die Gelenkgesundheit ebenfalls. Diese können als Pulver oder in fertigen Kräutermischungen verabreicht werden. Vor der langfristigen Gabe sollten Sie jedoch einen Futterexperten konsultieren, um sicherzustellen, dass die Dosierung passt.
3. Äußere Anwendungen
Zur Unterstützung des Bewegungsapparates können durchblutungsfördernde Salben oder Gele eingesetzt werden. Auch Magnesium, ätherische Öle oder Dimethylsulfoxid (DMSO) können hilfreich sein. Holen Sie jedoch immer den Rat eines Experten ein, bevor Sie diese Produkte anwenden.
4. Medikamente
Bei starken Lahmheitserscheinungen können Medikamente wie Kortison, Schmerzmittel oder Entzündungshemmer eingesetzt werden. Diese sollten nur nach Rücksprache mit dem Tierarzt verabreicht werden.
5. Operative Eingriffe
In schweren Fällen kann ein operativer Eingriff nötig sein. Bei einer Gelenkspiegelung wird die Knochenoberfläche geglättet, um die Reibung zu reduzieren. Sollte dies nicht möglich sein, könnte eine Gelenkversteifung in Betracht kommen, um die Schmerzen zu lindern und die Beweglichkeit zu erhalten.
6. Physiotherapie und Osteopathie
Regelmäßige Behandlungen durch Physiotherapeuten oder Osteopathen sind eine wertvolle Unterstützung. Diese helfen, muskuläre Verspannungen zu lösen und Fehlstellungen zu korrigieren, die durch die Arthrose entstehen.
Arthrose vorbeugen – geht das?
Besonders bei jüngeren Pferden können Sie durch Prävention das Risiko einer Arthrose verringern. Bei älteren Tieren lässt sich der natürliche Verschleiß zwar nicht komplett verhindern, aber Sie können die Gelenkgesundheit unterstützen, indem Sie auf folgende Punkte achten:
1. Gewichtskontrolle
Übergewicht ist einer der größten Risikofaktoren. Überprüfen Sie die Fütterung und vermeiden Sie kalorienreiches Kraftfutter, Melasse, Mais oder Weizenkleie, da diese die Knochenstruktur negativ beeinflussen. Ein hochwertiges Mineralfutter stellt sicher, dass Ihr Pferd die nötigen Spurenelemente und Vitamine bekommt.
2. Bewegung und Training
Regelmäßige Bewegung hält die Gelenke gesund. Achten Sie darauf, das Pferd ausreichend aufzuwärmen (mindestens 20 Minuten) und vermeiden Sie harte Untergründe. Auch weiche Liegeflächen tragen zum Wohlbefinden und zur Erholung bei.
3. Schonung junger Pferde
Überfordern Sie junge Pferde nicht und sorgen Sie für altersgerechte Bewegung. Vermeiden Sie eine zu frühe oder intensive Belastung, die das Wachstum beeinträchtigen könnte. Achten Sie bei Jungtieren besonders auf eine regelmäßige Hufpflege und eine ausgewogene Ernährung ohne übermäßige Kraftfuttergaben.
Arthrose im Winter: Besondere Herausforderungen
Im Winter kann die Kälte die Symptome der Arthrose verschlimmern. Kalte, feuchte Luft führt oft zu Muskelverspannungen und Schmerzen, insbesondere bei Pferden, die draußen stehen. Trockene Kälte wird meist besser vertragen als feuchte Kälte. Da die Gelenkschmiere bei niedrigen Temperaturen zähflüssiger wird, verstärken sich die Beschwerden. Deshalb ist es wichtig, dass Ihr Pferd im Winter ausreichend Bewegung bekommt, um die Gelenkfunktion aufrechtzuerhalten. Lange Aufwärmphasen und ein Cooldown nach dem Training sind dabei besonders wichtig.
Comments